FÄRÖISCHER FUSSBALL
Als ich kurz vor der Landung aus dem Flugzeug blicke und die atemberaubende grüne Landschaft unter mir sehe, bin ich überwältigt. Ich steige am kleinsten Flughafen aus, auf dem ich jemals gelandet bin und eine kalte Brise weht mir ins Gesicht. Es ist Juni und ich friere. Schnell ziehe ich meine Mütze und einen Schal an und nehme ein Sammeltaxi bis zu meiner Unterkunft. Ich erkundige mich bei den Mitfahrenden über ihr Land und das Verhältnis zum Fussball und bestaune gleichzeitig die faszinierende Kulisse aus dem Autofenster. Stolz wurde mir von aufsehen erregenden Siegen gegen Österreich oder San Marino in den 90ern berichtet. Die sonst eher bescheidene Färöische Nationalmannschaft ist sich ihres Könnens zwar bewusst aber das seien Momente des puren Glücks gewesen. Jeder hatte diese Spiele gesehen. Überhaupt scheint es den Färöern nicht hauptsächlich um den Sieg sondern um das Dabeisein zu gehen. Viele der Spieler gehen tagsüber einer anderen beruflichen Tätigkeit nach.


Das Wetter ist aussergewöhnlich sonnig auf den sonst eher von Nebel überzogenen Inseln im Nordatlantik. Es kommen immer mehr Schweizer fans in der Hauptstadt Tórshavn an und es herrscht Ausnahmezustand. Einige Fassaden im kleinen Zentrum am Hafen wurden mit rotweissen Fahnen geschmückt und in diesen Farben sind nun auch etliche Fussgänger gekleidet. Ein paar wenige reisten sogar mit riesigen Kuhglocken an. Einheimische lachen über die lustigen und verrückten Schweizer. Am abend füllt sich das Tórsvøllur Stadion. Mit seinen 6‘000 Plätzen ist es das grösste des Landes. Die Stimmung vor allem auf der färöischen Seite ist ansteckend. Es werden Lieder gesungen, getrommelt und viele bemalte Gesichter prosten sich freudig zu. Jeder kennt hier jeden und mir wurde gesagt, dass die Färöer niemals ihre Autos oder Wohnungen abschliessen.


Die Niederlage mit 0:2 für die Schweiz nehmen sie gelassen. Und die Schweizer haben nichts anderes erwartet. Das Land und ihre herzlichen Bewohner wird man aber so schnell nicht vergessen.

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